Die VOX-Sendung „Die Höhle der Löwen„, in der Unternehmensgründer ihre Geschäftsmodelle einer Runde von 5 potenziellen Investoren („die Löwen“) vorstellen, sorgte mit durchschnittlich 1,7 Mio. Zuschauern für ein beachtliches Interesse bei den nicht gerade als gründungsaffin bekannten Deutschen.
Wird Deutschland etwa von einem führenden Land der gewerkschaftlich organisierten Lebenszeit-Angestellten zu einem Land der Gründer mutieren? Fakt ist: In unserer Gesellschaft spielt mit zunehmenden Wohlstand das Bedürfnis der Selbstverwirklichung eine immer größere Rolle, die klassische Karriere mit maximaler Sicherheit im Konzern verliert an Bedeutung.
Aber in welchem Alter sind die Gedanken an die Selbständigkeit legitim? Gibt es den richtigen, den typischen Zeitpunkt für eine erfolgreiche Unternehmensgründung?
Eine interessante Darstellung wurde kürzlich vom Blog „Funders and Founders“ veröffentlicht. Blickt man auf die Biografien der Gründer der 100 größten Unternehmen der Welt (Top 100 Forbes Liste), zeigt sich ein Durchschnittsalter von 35 Jahren für die Unternehmensgründungen.
In diesem Alter stehen die meisten Menschen in einem geregelten Arbeitsverhältnis, haben schon einige Karrierestufen erklommen, eine Familie gegründet, vielleicht sogar Immobilieneigentum angeschafft.Diese Lebensphase (und die Jahre danach) wird aber auch als „Midlife-Crisis“ bezeichnet – und aus Krisen entsteht scheinbar oft großartiges Neues.
Die zweite „Spitze“ in der Gründungskurve liegt im Alter von rund 25 Jahren und die Autoren von „Funders and Founders“ bezeichnen dieses Alter überraschenderweise als „Quarter Life Crisis„. Nach dem College-/Universitätsabschluss steht der hohe Erwartungsdruck im Raum, etwas Großes aus seinem Leben zu machen.
Positiv ausgedrückt kann man in diesem Alter auch noch machen, was man will – finanzielle Verpflichtungen aus Immobilieneigentum oder einer Familiengründung sind selten vorhanden. Zahlreiche Gründer der größten Unternehmen der Welt haben genau das genutzt.
Auch der demografische Wandel und die gestiegene durchschnittliche Lebenserwartung kann ein Grund sein, dass mancher in späteren Jahren noch einen neuen Berufsweg einschlägt oder den Schritt in die Selbständigkeit quasi als „zweite Chance“ wagt.
Dem älteren Existenzgründer kommt meist zugute, dass er über eine größere persönliche Lebenserfahrung verfügt, die sich in einer zielgerichteten Vorgehensweise in den verschiedenen Gründungsphasen niederschlägt, Planungs- und Führungserfahrung durch Berufstätigkeit und Familienarbeit, ein gefestigtes Selbstvertrauen, eine realistische Risikoeinschätzung sowie Erfahrung damit, Verantwortung zu tragen.
Die Botschaft ist also klar: Zum erfolgreichen Gründen ist es nie zu spät!
Quelle: http://notes.fundersandfounders.com/post/79875850310/late-start-quarter-and-middle-life-crisis
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