5 Jobinterview-Fragen an einen UX-Designer

Jobinterview-Fragen UX-Design

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Inhaltsverzeichnis

Wenn es um die Nutzung von digitalen Angeboten geht, entscheidet auch das Design einer Website oder App darüber, ob der Anwender sein Vorhaben zu einem erfolgreichen Abschluss bringen kann oder nicht. Während ein User Interface-Designer (UI) vor allem darauf spezialisiert ist, die visuellen Komponenten einer Anwendung nutzerfreundlich zu gestalten, besteht die Aufgabe des User Experience-Designers (UX) grundlegend darin, einen reibungslosen Interaktionsprozess des Nutzers mit der Anwendung zu gewährleisten.
Das UX-Design umfasst dabei verschiedene Teilbereiche wie User Research, Information Architecture, Interaction Design und Usability, die teilweise fließend ineinander über gehen. Wer einen UX-Designer beschäftigen möchte sollte sich deshalb im Vorfeld überlegen, ob für das bevorstehende Projekt ein Spezialist für einen konkreten Teilbereich gesucht wird, oder ob ein Generalist mit fundiertem Basiswissen in allen Disziplinen die bessere Wahl ist.

Wie würden Sie Ihren persönlichen Design-Prozess beschreiben?

Jeder UX-Designer entwickelt mit zunehmender Erfahrung individuelle Ansätze und Methoden, die er bei der Konzeption einer Anwendung iterativ durchläuft. Einige Schritte gehören als elementare Bestandteile allerdings in jeden Design-Prozess und sollten dementsprechend berücksichtigt werden. Dazu zählen

User Research

Eine möglichst konkrete Vorstellung von den zukünftigen Nutzern zu haben ist für die Konzeption einer Anwendung extrem wichtig. Schließlich soll das Design die Interaktion dieser Menschen mit dem Produkt unterstützen. Ein guter UX-Designer wird sich zu Beginn seiner Arbeit deshalb einen fundierten Überblick über potenzielle Nutzer-Typen verschaffen. Basierend auf Daten aus Interviews, Umfragen, Wettbewerber-Analysen oder Studienergebnissen erstellt er zum Beispiel Personas, die die verschiedenen Nutzergruppen und ihre Bedürfnisse repräsentieren.

User Stories, Use Cases, Scenario Mapping

Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus der User Research und den entwickelten Personas werden konkrete Fallbeispiele für die Nutzung der Anwendung skizziert. User Stories und Use Cases dienen dazu, das Vorgehen eines Nutzers in einzelnen Schritten abzubilden und potenzielle Herausforderungen zu erkennen.

Wireframes, Mockups, Prototyping

Wireframes, Mockups und Prototypen sind unterschiedlich detailreiche Entwürfe für das Design einer Anwendung. Sie werden dazu genutzt, um erstes User-Feedback zu sammeln und ein genaueres Bild von der Interaktion des Nutzers mit der späteren Anwendung zu gewinnen.

User Testing

Wie erfolgreich ein Entwurf in Form eines Wireframes, Mockups oder Prototypen ist, zeigt sich im konkreten Anwendungstest. Dazu werden potenzielle Nutzer gebeten, mit der skizzierten Anwendung oder einem entsprechenden Click-Dummy zu interagieren. Feedback wird beispielsweise durch die Beobachtung des Nutzungsverhaltens oder die anschließende Befragung der Teilnehmer gesammelt. Hier gilt die Regel „proud to fail early“, denn in diesem Stadium der Entwicklung lassen sich Korrekturen und Anpassungen am Design noch relativ einfach umsetzen. Das User Testing und die Erstellung von (überarbeiteten) Design-Konzepten verlaufen daher oft in Zyklen.

Umsetzung

Nachdem das Design-Konzept wiederholt getestet und angepasst wurde, startet die eigentliche Umsetzung. UX-Designer arbeiten dabei sehr eng mit UI-Designern und Entwicklern zusammen, um die Anwendung unter Berücksichtigung der gewonnen Erkenntnisse erfolgreich zu erstellen. Nach Abschluss der Implementierung gehört das erneute Testen und Erfassen von User-Feedback zu den weiteren Aufgaben des UX- Designers.

Wie beschreiben Sie Ihre Rolle bei der Entwicklung eines digitalen Produkts?

Ein UX-Designer agiert als Vermittler zwischen den Nutzern einer Anwendung und dem Entwicklungsteam. Seine Aufgabe besteht darin, die Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzer zu verstehen und entsprechende Designentscheidungen gegenüber den übrigen Beteiligten zu vertreten. Dabei wird der UX-Designer oft zur Schnittstelle zwischen verschiedenen Fachbereichen. Die enge Zusammenarbeit mit UI-Designern und Frontend-Entwicklern macht es erforderlich, den eigenen Standpunkt nicht nur klar zu vertreten, sondern insbesondere auch sachlich begründen zu können. Ein besonderes Verständnis für die Perspektive der Anderen ist sehr wichtig, um unter den bestehenden Rahmenbedingungen erfolgreich im Team zusammen zu arbeiten.
Auch regelmäßige Abstimmungen mit Stakeholdern gehören zum Arbeitsalltag eines UX-Designers. Vorgehensweisen und Ergebnisse müssen oft gegenüber Produkt- und Projektmanagern kommuniziert werden. Auch hier ist es entscheidend, auf Fragen oder Einwände der Gesprächspartner einzugehen und die eigene Arbeit im Kontext des Gesamtprojekts einordnen zu können.
Empathie und Teamfähigkeit sind also ganz wesentliche Eigenschaften, die einen guten UX-Designer auszeichnen.

Moderated vs. unmoderated Usability-Testing – wann empfiehlt sich welche Methode?

Das Feedback von Nutzern einzuholen ist einer der wesentlichen Bestandteile in der Arbeit eines UX-Designers. Nur durch regelmäßiges Testen kann sichergestellt werden, dass die entwickelten Designkonzepte auch in der realen Nutzungsumgebung funktionieren. In den verschiedenen Phasen der Produktentwicklung können daher unterschiedliche Methoden zum Einholen von User-Feedback zum Einsatz kommen.

Moderierte Usability-Tests werden von einem qualifizierten Ansprechpartner begleitet, der während des Testens für Rückfragen zur Verfügung steht. Ein wesentlicher Vorteil dieser Art von Testing besteht darin, dass spontan Anschlussfragen an die Test-Nutzer gestellt werden können, die sich möglicherweise erst durch das gezeigte Verhalten ergeben haben. Auch wird durch die Moderation sichergestellt, dass der Test nach Plan durchlaufen wird und eventuelle Missverständnisse direkt aufgeklärt werden können. Moderiertes Usability-Testing wird deshalb oft im frühen Entwicklungsstadium eingesetzt, beispielsweise um erste und noch unvollständige Prototypen zu testen. Auch bei sehr komplexen Konzepten kann es hilfreich sein, die Test-User durch den Prozess zu begleiten, um das eigentliche Ziel des Tests zu erreichen.

Nicht-moderierte Usability-Tests können im Grunde genommen jederzeit und von überall durchgeführt werden, da lediglich eine entsprechende Test-Version online zur Verfügung gestellt werden muss. Genau darin liegt auch ein wichtiger Vorteil gegenüber moderiertem Testing: Durch die zeitliche und räumliche Flexibilität können in kurzer Zeit sehr viele Test-Nutzer rekrutiert werden. Das hilft vor allem dann, wenn das User- Verhalten hinsichtlich eines spezifischen Details analysiert werden soll, da in diesem Fall eine große und vielschichtige Gruppe von Test-Nutzern signifikantere Ergebnisse hervorbringen kann.
Ein weiterer positiver Aspekt beim nicht-moderierten Testing besteht darin, dass die Teilnehmer nicht durch die Anwesenheit einer moderierenden Person in ihrem Verhalten beeinflusst werden. Je natürlicher die Testumgebung ist, desto realistischer wird das gezeigte Nutzungsverhalten ausfallen. Deshalb bietet sich nicht-moderiertes Testing vor allem im späten oder finalen Entwicklungsstadium an, wenn das Design der Anwendung bereits sehr ausgereift ist.

Welche KPIs können Sie heranziehen, um die Effektivität Ihrer UX-Maßnahmen in Zahlen zu erfassen?

Gerade wenn es um die Überarbeitung von bereits bestehenden Anwendungen und Prozessen geht, ist es wichtig die Auswirkungen der erfolgten Anpassungen zu messen und zu vergleichen. Die folgenden Kennzahlen können Aufschluss darüber geben, wie erfolgreich ein neues Designkonzept ist:

Task Success Rate (TSR)

Die Task Success Rate gibt an, wieviele Nutzer einen Prozess erfolgreich zum Abschluss gebracht haben. Diese Kennzahl kann beispielsweise sehr gut für Registrierungsformulare oder Kaufprozesse im E-Commerce erhoben werden.

Time on Task

Durch die Erfassung der Dauer, die Nutzer für das Durchlaufen eines Prozesses benötigen, können mögliche Probleme oder Hindernisse aufgedeckt werden. An welchen Stellen genau es zu Verzögerungen kommt, muss anschließend gesondert untersucht werden.

User Error Rate (UER)

Die User Error Rate beschreibt, wie oft User bei der Nutzung einer Anwendung Fehler machen. Dazu wird die Anzahl der aufgetreten Fehler durch die Anzahl der potenziellen Fehlermöglichkeiten für die Gesamtzahl aller Nutzer geteilt.

Search vs. Navigation

Ein erfolgreiches UX-Design zeichnet sich dadurch aus, dass die Nutzer möglichst intuitiv zum gewünschten Ziel gelangen. Eine leicht verständliche Navigation trägt hier entscheidend zum Erfolg bei. Aus diesem Grund lohnt sich der Vergleich von abgeschlossenen Prozessen, die allein durch die Nutzung der Navigation erfolgt sind und derer, die durch Rückgriff auf die Suchfunktion einer Anwendung durchgeführt wurden. Eine geringe Nutzung der Suchfunktion spricht dabei für eine gute User Experience.

System Usability Scale (SUS)

Ergänzend zu den statistisch erfassbaren Kennzahlen besteht auch die Möglichkeit, die User-Erfahrung unmittelbar nach der Nutzung durch Umfragen zu überprüfen. Hierfür stehen verschiedene erprobte Skalen und Fragebögen wie beispielsweise die System Usability Scale (SUS) zur Verfügung.

Welche Maßnahmen haben Sie in Ihren bisherigen Projekten bereits angewendet, um die möglichst barrierefreie Nutzung eines Produkts zu gewährleisten?

Barrierefreiheit (Accessibility) spielt auch in der Konzeption von digitalen Produkten und Anwendungen eine immer größere Rolle. Schwierigkeiten bei der Nutzung betreffen längst nicht nur dauerhaft eingeschränkte Menschen, die beispielsweise vollständig erblindet oder taub sind. Ein gutes UX-Design berücksichtigt auch mögliche temporäre Einschränkungen, die sich negativ auf die Nutzererfahrung auswirken.
Wie lässt sich zum Beispiel in einer lauten und unruhigen Umgebung sicherstellen, dass der Inhalt einer Videosequenz verständlich bleibt? Untertitel sind hier eine gute Möglichkeit, die sowohl temporär wie auch dauerhaft eingeschränkte Menschen unterstützen.
Und wie kann eine App leichter nutzbar für jemanden werden, dessen Sehvermögen beeinträchtigt ist? Ein kontrastreiches Design und eine Option zur Anpassung der Schriftgrößen können dabei helfen, die Anwendung für eine Vielzahl von Menschen besser bedienbar zu machen.
Diese und ähnliche Maßnahmen sollten bei der Konzeption oder Analyse einer digitalen Anwendung in jedem Fall berücksichtigt werden.

Die in diesem Beitrag gesammelten Fragen und Antworten bieten Anregungen für das Vorstellungsgespräch eines UX-Designers ohne Spezialisierung auf einen bestimmten Teilbereich. Über Ergänzungen freuen wir uns natürlich wie immer in den Kommentaren!

Bildquelle: © Depositphotos.com/HayDmitriy (Dmitriy Hay)

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